Samstag, 30. April 2016

Wir gehen mit Ansage in die Pleite

„Nur gut 20 Cent für ein Kilo Milch, die dritte schwere Krise in nur sechs Jahren – und wir können aufgrund von Verträgen noch nicht mal die Molkerei wechseln!" Jörg Hüner und Thomas Lüdemann bringen es auf den Punkt: Den Milchbauern im Land geht es wirtschaftlich so schlecht wie selten zuvor. „Es liegt vor allem an der Menge, die den Markt überschwemmt", sagt Hans Foldenauer, Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM). „Dabei gibt es Lösungen, um die Krise zu bewältigen", so Foldenauer, der am Mittwoch im Rahmen eines Pressegesprächs in Hiddingen weilte. Die Milchbauern sind sich einig, dass sich schleunigst etwas ändern muss. „So gehen wir mit Ansagen in die Pleite", stellt Thomas Lüdemann klar. Und nicht nur die Bauern seien betroffen, sondern auch der Landhandel, die Maschinenringe, die Tierärzte und einige Branchen mehr. „Viele Berufskollegen können sich nicht mal mehr eine Aufgabe leisten, so sehr sind sie an Kredite gebunden", klagt Jörg Hüner.

Wem das Wasser bis zum Hals steht ...

Rund 100 Besucher, darunter auch zahlreiche aus den Nachbarlandkreisen, von Milchviehhaltern bis hin zu Vertretern aus Landhandel und Landmaschinenbranche wie auch Tierärzte, waren bei der BDM-Diskussionsrunde im Vereinsheim in Breitenthal zusammengekommen. „Die Molkereien verdienen nach wie vor gutes Geld, außer uns hat keiner ein Interesse, dass sich etwas ändert." Herbe Kritik kam unter anderem gegenüber Bauernverband und vor allem Bundeslandwirtschaftminister Christian Schmidt – er vertrete nicht die Bauern.

Südtirols Milchwirtschaft schlägt Alarm

„Das Angebot war anhaltend hoch, die Nachfrage gering, der Preisdruck entsprechend stark." Dies sei auch an Südtirols Milchhöfen nicht spurlos vorübergegangen. „Deshalb", so Reinalter, sei es umso erstaunlicher, dass es ihnen gelungen sei, den Milchpreis weitgehend stabil zu halten. So wurden landesweit durchschnittlich 50,98 Cent/Kilogramm ausgezahlt. „Wir haben im Berggebiet wegen kleiner Betriebe, geringer Produktivität, schwieriger Arbeitsbedingungen und aufwändiger Logistik auch sehr hohe Produktionskosten", betonte der Obmann. Dass Südtirols Milchwirtschaft angesichts der Marktsituation überhaupt noch konkurrenzfähig sei, liege einzig und allein an deren Organisation in Genossenschaften, zeigte sich der Obmann überzeugt.

Überproduktion schafft Marktkrise

„Innerhalb der letzten zwei Jahre haben wir in der EU zehn Millionen Tonnen mehr Milch produziert. Wir Bauern haben einfach keine Handhabe mehr, können Nachfrage und Angebot nicht vernünftig regulieren und sind vertraglich an Molkereien gebunden, die nahezu konkurrenzlos dastehen. Das Ganze ist ein Teufelskreis", erklärt Foldenauer, was die rund 70.000 Milchbauern in Deutschland beschäftigt. Um den Entwicklungen entgegenzuwirken, hat der BDM bereits 2014 ein Krisenmanagement-Konzept ausgearbeitet – und kämpft seitdem für dessen Akzeptanz und Umsetzung. „Es funktioniert nicht, einfach zu sagen: Macht mal weniger Milch." Wer sich als Verbraucher für die Bauern stark machen will, könne zu Fair-Trade-Milch greifen anstatt zur billigen Variante, so Hüner. Er ergänzt: „Aber unser Problem hängt nicht vorrangig mit dem Angebot im Supermarkt zusammen. Was uns hilft: mehr Aufmerksamkeit für unsere Botschaft."

Mittwoch, 27. April 2016

Edeka Südwest gibt regionalen Milchbauern Preisgarantie

Das Unternehmen werde die Zahlungen für regionale Markenprodukte der Molkereien in seinem Absatzgebiet unverändert lassen. Matkovic sagte, in den Verhandlungen mit den Molkereien bestehe Edeka Südwest darauf, dass die Erlöse der gleichbleibenden Einkaufspreise an die Landwirte weitergegeben werden. Die Aktion laufe zunächst zeitlich unbefristet. Mehrere Molkereien seien dafür gewonnen worden. Der Vorstandsvorsitzende der Edeka-Zentrale, Markus Mosa, hatte am Dienstag bei der Bilanzvorlage gesagt, Edeka sei sogar bereit, mehr als den Marktpreis zu bezahlen, wenn dadurch mehr Vielfalt erhalten bleibe. "Aber wir können nicht viel machen. Wir haben keine direkte Geschäftsbeziehungen zu den Bauern, sondern zu Molkereien."

Handel: Wir sind nicht an Preismisere der Bauern Schuld

„Wer Supermärkte und Discounter verantwortlich macht, redet am Thema vorbei: Die Preisbildung für Milch und Fleisch erfolgt auf dem Weltmarkt." sagt HDE-Geschäftsführer Stefan Genth. Die Tiefpreisphase sei letztlich Folge einer verfehlten Agrarpolitik, die ausschließlich auf eine Ausweitung der Produktion gesetzt habe. Molkereien säßen auf großen Milchseen und unterböten sich wegen des Überangebots gegenseitig.

Gnadenlos hässlicher Milchmarkt

„Die Branche steht durch das Ungleichgewicht zwischen Milchangebot und Nachfrage vor dem härtesten Crashtest, den man sich vorstellen kann", sagt Martin Boschet in seinem Ausblick für das laufende Jahr. Der geschäftsführende Vorstand der Hohenloher Molkerei macht den etwa 450 Mitgliedern der Genossenschaft keine Hoffnung, dass sich schon bald etwas zum Besseren wenden wird. Seit dem Auslaufen der Milchquote zum April vergangenen Jahres habe die Milchmenge in Europa dramatisch zugenommen. In den ersten Monaten dieses Jahres hätten die Niederlande, Irland, Tschechien und Polen zwischen 8 und 33 Prozent mehr produziert. In Deutschland liege das plus bei 3,8 Prozent. „Die Mehrproduktion von 28 EU-Ländern übersteigt bereits nach drei Monaten die Jahresproduktion von Baden-Württemberg deutlich", macht Boschet die Dimension anschaulich. 

Wenn Milch zum „Brandbeschleuniger“ wird

Auch Andreas Kraus, Geschäftsführer der Goldsteig Käsereien, sieht noch kein Licht am Horizont. Im Gegenteil – der Wegfall der Quote wirke sich mittlerweile aus, sagt Kraus. Das heißt, deutlich mehr Milch wird angeliefert. Wie viele andere Molkereien habe auch die Goldsteig mittlerweile in einem Schreiben an die Landwirte appelliert, sich bei der Mehrproduktion zu zügeln, um den Preisverfall zu bremsen. Doch bisher zeige der Appell keine Wirkung.
Auf Nachfrage, ob er denn irgendwelche Zeichen sehe, die eine Umkehr aus dem Preis-Tal bringen könne, verneinte Kraus. Er sehe keine solchen Zeichen der Besserung. Es mache keinen Sinn, sich da etwas vorzumachen: „Bis zum Ende des Jahres sehe ich keine Besserung!"


Edeka-Chef Markus Mosa kritisiert Molkereien

"Wir sind überhaupt nicht daran interessiert, dass der Rohstoff Milch verramscht wird. Und könnten wir unmittelbar mit den Bauern verhandeln, würde das die Situation sicher entspannen." Der Lebensmittelhandel müsse aber mit den Molkereien verhandeln, und der Markt werde von einer Hand voll großer Anbieter diktiert. "Schauen Sie in deren Geschäftsabschlüsse. Die machen alle Rekordgewinne", sagte Mosa. Edeka sei deshalb dazu übergegangen, kleineren Molkereien höhere Preise zu bezahlen als anderen Anbietern. Einfach, um sie am Markt zu halten. 

Dienstag, 26. April 2016

Jedes Melken ist ein Verlustgeschäft

Der Freitagabend war bestimmt keiner der angenehmsten Termine für Peter Bleser. Praktisch allein sah sich der Parlamentarische Staatssekretär des Bundeslandwirtschaftsministeriums rund 80 ziemlich schlecht gelaunten Milchviehhaltern gegenüber, die wenig Zurückhaltung bei der Äußerung ihres Unmutes zeigten. Doch der CDU-Politiker zeigte sich unbeeindruckt von den Situationsschilderungen und Forderungen der Landwirte, die bei einem Milchpreis von unter 25 Cent pro Liter unter ihren Kosten produzieren müssen.

Molkerei stemmt sich gegen den Trend

Die Generalversammlung der Genossenschaftsmolkerei Berchtesgadener Land besuchten aufgrund der Brisanz der Milchmarktlage 535 Landwirte entlang der Alpenkette vom Watzmann bis zur Zugspitze. Das waren deutlich mehr Mitglieder als in den Vorjahren. Sie wollten sich aus erster Hand informieren, heißt es in einer Presseaussendung der Milchwerke. 

Samstag, 23. April 2016

Thüringer Bauernverband fordert weniger Milchproduktion

Die Thüringer Bauern fordern, die Milchproduktion in allen Ländern der Europäischen Union um zehn Prozent zu verringern. Der Vize-Präsident des Bauernverbands, Aribert Bach, sagte MDR THÜRINGEN am Freitag, dass die Preis-Krise in der Milchwirtschaft nicht anders zu meistern sei. Wenn sich der Preis aber bei gleichbleibender Milchproduktion weiter wie bisher entwickle, lande er bald bei weniger als 20 Cent pro Liter. Das würde für viele Thüringer Milcherzeuger das Aus bedeuten, warnte Bach.

Hoffnungsschimmer für die Milch

Erstmals haben die Agrarminister der Länder genau den Beschluss gefasst, den der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter immer gefordert hat. Noch aber trauen Helmut Graf und seine Mitstreiter dem Braten nicht ganz.
Aus der Sicht der BDM-Leute ist es nichts geworden mit dem "soft landing" - der Hoffnung, durch steigenden Export nach dem Auslaufen der Quote den Preis zu stabilisieren. Die Export-Fantasien waren den BDM-Leuten ohnehin nie geheuer. "Da verdient nur die Industrie dabei", findet Manfred Albersdörfer. Die wolle mit billiger Milch den Weltmarkt erobern und mache doch nur mit Dumping-Preisen die lokalen Märkte kaputt.

Türkei: Milch-Grossunternehmer mit über 1000 Kühen

Die Türkei ist wegen dem warmen Klima kein typisches Milchland. Trotzdem investiert der Staat in den Sektor. Und Milchproduzenten wie Mehmet Dogan haben über 1000 Kühe im Stall. Die durchschnittliche Milchleistung beträgt 30 Liter pro Tag mit 3,4% Eiweiss und 4,2% Butterfett. 
Pro Liter bekommt Mehmet Dogan aktuell einen Milchpreis von 1,20 Türkische Lira (37 Eurocent). Seine Produktionskosten liegen bei rund 0,95 Türkische Lira (30 Eurocent). Die Türkei kennt auch Subventionen. Pro Jahr zahlt die Regierung mehr als 7 Milliarden Türkische Lira (2,1 Mia. Euro) an ihre Bauern. Die Milchbauern beispielsweise bekommen 0,09 Türkische Lira (0,03 Eurocent) pro Liter. Pro Kuh und Jahr gibt es ferner 50 Türkische Lira (15,6 Euro), wenn der Betrieb EU-Standards erfüllt, wie Mehmet Dogans Farm. Weitere 200 Türkische Lira (62,5 Euro) pro Tier und Jahr kann ein Bauer als Unterstützung abholen, wenn er Massnahmen zur Herdengesundheit (Impfungen etc.) ergreift. 
Die Türkei hat grosse Pläne mit der Landwirtschaft und dazu einen Strategieplan bis ins Jahr 2023 verabschiedet. Die Subventionen werden aktuell angepasst, um die Landwirtschaft zu stärken. 2010 hat die Türkische Landwirtschaftliche Bank Ziraat Bankası (Ziraat heisst Landwirtschaft) Milchproduzenten und Rinderzüchtern langfristige Darlehen zu 0 Prozent Zins angeboten. Ein grosser Teil der Milch wird als UHT-Milch nach Europa, in die USA und den Mittleren Osten exportiert.

Donnerstag, 21. April 2016

Auszahlungspreis kann auf 23 Cent sinken

Wegen steigender Milchmengen nach Auslaufen der Lieferquoten geraten die Bauern in einen Teufelskreis aus Überangebot und sinkenden Preisen. Die Milchwerke Schwaben stehen nun ebenfalls unter Druck. Die regionalen Milchbauern sitzen in einer Achterbahn, die gegenwärtig „steil abwärts" fährt. So beschrieb Jakob Ramm vom Vorstand der Milchwerke Schwaben am Dienstag bei der Vertreterversammlung die Lage auf den Milchmärkten. Sie sei auch wegen der Überproduktion nach Ende des europäischen Milchquoten-Systems geradezu „katastrophal". Ramms Kollege Karl Laible schloss im Donausaal ein Absinken auf 23 Cent nicht aus. Und: „Es ist keine Besserung in Sicht". Alle Redner waren sich einig, dass die einzige Lösung des Problems in rückläufigen Milchmengen besteht. 

Mittwoch, 20. April 2016

Elite: Veauthier fordert "Entgiftung" der Milchbranche

Die Ankündigung, den Milchmarkt an die Kandare zu nehmen ist nichts als purer Populismus! Dazu braucht es aber nicht noch mehr populistische, (in der EU) nicht mehrheitsfähige Konzepte, sondern eine Entgiftung der Milchbranche (sowohl in Deutschland als auch in der gesamten EU)! Dem von BDM, AbL und Grünen angeführten Bündnis als auch der Gegenseite (DBV und Molkereien) sei gesagt, dass es keineswegs ein Zeichen von Kreativität ist, auf die durch die Globalisierung hervorgerufene Krise nach altem Muster zu reagieren: Ruf nach staatlichem Finanzausgleich und Mengenbegrenzung bzw. dem Subventionieren von Exporten.

Milchwerke Schwaben: Milchflut trübt die Bilanz

Ein Gefühl von entsetzter Ohnmacht macht sich unter den Delegierten der Vertreterversammlung der Milchwerke Schwaben breit, als der geschäftsführende Vorstand Karl Laible einen Blick in die Zukunft wagt: „2015 war katastrophal, 2016 wird nicht besser werden", sagt er über den Milchpreis. Eine „unterirdische Achterbahnfahrt" nennt Vorstand Jakob Ramm aus Elchingen die Milchpreisentwicklung. So dürfe es nicht weiter gehen. Ein echtes Lichtlein am Ende des Milchpreis-Tunnels kann Vorstand Karl Laible aber nicht erkennen. Hier helfe nur Geduld, das Problem sei auch nicht national, sondern nur auf europäischer Ebene zu lösen. 

Dienstag, 19. April 2016

Video - Christian Meyer spricht zu den Beschlüssen von Göhren-Lebbin

Landes-Agrarminister Niedersachsen, Christian Meyer, war der einzige, der zu den demonstrierenden Bauern rauskam, um über die Beschlüsse der Agrarministerkonferenz zu reden.

NDR Video - Agrarminister beschließen Hilfen für Milchbauern

Die Agrarministerkonferenz stand im Zeichen der Milchkrise. Die Minister setzen erneut auf eine freiwillige Reduzierung der Milchmenge und wollen Bonushilfen bereitstellen.

DMK zahlt 20 Mio. € an DOC Kaas

So wird die Liefergenossenschaft DOC Kaas B.A. künftig 10 Prozent Anteile an der DMK GmbH halten. Zusätzlich muss die DMK GmbH laut Fusionsvertrag 20 Mio. € an die DOC Kaas bezahlen. Auf der anderen Seite kann die DMK GmbH die beiden DOC-Standorte in Hoogeveen als 100-prozentige Tochter in das Unternehmen eingliedern. Die Genossenschaft DOC Kaas erhält zudem einen Sitz im Aufsichtsrat der DMK GmbH, der insgesamt 12 Sitze umfasst.

Montag, 18. April 2016

Faktisch sind die Milchbauern geknebelt

Pro Kilogramm Milch erhalten Bauern derzeit 25 Cent: Für viele Betriebe bedeutet das den Untergang. Doch Schleswig-Holsteins Agrarminister Robert Habeck fordert mehr als nur eine faire Bezahlung. Die Bauern machen gar nichts falsch. Sie machen exakt das, was die Vertreter der Bauernschaft immer wieder propagiert haben: Preisgünstig hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Wenn das Höfesterben in diesem Tempo weitergeht, werden in fünf Jahren allein in Schleswig-Holstein die Hälfte der Milchbauern verschwunden sein. In anderen Bundesländern sieht es ähnlich aus.

Neues Milupa-Werk eröffnet & Milchbauern-Demo

170 Millionen Euro hat der französische Danone-Konzern in die Hand genommen, um für die Tochter Milupa in Osthessen ein neues, zusätzliches Werk zu bauen. Die modernste Produktionsstätte in ganz Europa steht im Industriegebiet-West bei Fulda. Knapp 100.000 Tonnen Babynahrung sollen ab sofort pro Jahr produziert werden. Einige Landwirte aus der Region nutzten den Anlass, um vor dem Werkseingang gegen die immer weiter sinkenden Milchpreise und für eine Mengenobergrenze in der Produktion zu demonstrieren. Beide Minister mieden jedoch die Konfrontation und fuhren durch Nebeneingänge auf das Milupa-Werk. 

Freitag, 15. April 2016

Milchviehbauern protestieren vor BR-Sendung

Fürstenfeldbruck - Ein Traktor nach dem anderen rollte vor die Marthabräuhalle, als die Vorbereitungen für die Live-Sendung "jetzt red i" im vollen Gange waren. Angedacht war, dass die rund 30 Bauern aus der Region, die zum Protest mit ihren 15 Traktoren anrollten, dem Minister diesen Brief bereits vor der Sendung überreichen. Doch dieser schlich sich durch den Hintereingang. Doch die Proteste verliefen ruhig. Die Bauern warteten geduldig. Denn die Brucker Polizei konnte mit dem Pressesprecher des Innenministers ein Gespräch nach der Sendung vermitteln. Hermann hielt sein Wort und nahm sich nach der Sendung zehn Minuten Zeit für die Bauern.

Donnerstag, 14. April 2016

Überschüsse vermeiden statt einlagern

Bei einem Infoabend trugen sich im Landwirtschaftszentrum auch Landrat Herbert Eckstein und Kommunalpolitiker ein. Hinter das Anliegen des Verbandes stellten sich neben ihm auch Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl sowie etliche Vizerathauschefs der Gemeinden. Sie alle versammelten sich um die Kuh "Faironika" und bekundeten so ihre Zustimmung. Namentlich waren dies Ursula Klobe (Thalmässing), Dieter Knedlik (Heideck), Klaus Popp (Rohr), Hans Raithel (Roth), Georg Schiffermüller (Georgensgmünd), Klaus Vogel (Wendelstein) und Hans Zeiner (Abenberg). Das Zeichen der Solidarität kommt gerade richtig. Denn man befinde sich derzeit "in der größten Milchkrise aller Zeiten", wie Johannes Pfaller sagte, seines Zeichens Bundesbeiratsvorsitzender des Verbands. 

Andienungspflicht muss bleiben

Trotz des übergroßen Angebotes an Milch will der Genossenschaftsverband Bayern an Andienungs- und Abnahmepflicht von Molkereien nicht rütteln. Der Verband spricht sich stattdessen dafür aus, Mechanismen zur Absicherung der Margen der bäuerlichen Betriebe ähnlich wie in den USA zu entwickeln. Er sieht in einer Versicherungslösung für Landwirte die bessere Lösung gegen schwankende Marktpreise als eine Preisabsicherung über den Wartenterminmarkt. 

Bauernverband gegen Milchmengenabsprachen

Der sächsische Landesbauernverband sieht in der Genehmigung von Absprachen zur Milchmengenbegrenzung keine Entlastung für die vom Preisverfall bedrohten Milchbauern. Die Entscheidung der EU-Kommission, ab diesem Mittwoch auf sechs Monate befristet Verabredungen unter Landwirtschaftsbetrieben zur erzeugten Milchmenge zuzulassen, sei „Schnee von gestern", sagte Hauptgeschäftsführer Manfred Uhlemann der Deutschen Presse-Agentur. „Ich glaube nicht daran, dass das hilft." Erfolgversprechender wären direkte Zuschüsse an die Bauern, um in der akuten Krise zu helfen.

Mengenabsprachen bei der Milch: Das steckt hinter Artikel 222

Diese Ausnahme vom EU-Wettbewerbsrecht ist, seit der GAP-Reform von 2013 in Artikel 222 der Gemeinsamen Marktordnung, im Fall ernster Marktstörungen für einen Zeitraum von höchstens sechs Monaten vorgesehen. Die Mittel dazu sollen aus den nationalen Haushalten kommen. "Die rechtliche Umsetzung der Anwendung des Artikels 222 der GMO wird derzeit von der Bundesregierung erarbeitet", erklärt Ludwig Börger, Referatsleiter Milch beim Deutschen Bauernverband. Eine mögliche Verabschiedung der nationalen Umsetzung des Artikels 222 kann sich bis zum Juni 2016 hinziehen.
Nach Einschätzung Börgers sei es aber "äußerst wahrscheinlich", dass es nicht zu einer Anwendung in Deutschland kommen werde. "Eine Mengenregulierung kann in zunehmend offenen europäischen Märkten keine befriedigende Wirkung entfalten. Weder auf einzelbetrieblicher noch auf einzelstaatlicher Ebene", schätzt Börger ein.

Mittwoch, 13. April 2016

Milchkrise: 15.000 Euro fürs 'Einfrieren' der Produktion

Die EU-Kommission schlägt den Mitgliedstaaten vor, den Milcherzeugern Geld zu geben, wenn diese die Produktion einfrieren oder weniger erzeugen. Dafür soll es maximal 15.000 Euro geben. Hogan wies in seinem Bericht über die jüngsten Marktentwicklungen darauf hin, dass sich die Milchproduktion im Januar 2016 gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,6 Prozent erhöht habe; der größte Anstieg sei in den Niederlanden, Deutschland und Irland zu verzeichnen. 

Viel Protest bei Agrarkonferenz - Polizei warnt vor Behinderungen in der Seenplatte

Autofahrer müssen am Donnerstag an der Mecklenburgischen Seenplatte wegen Demonstrationen im Umfeld der Agrarministerkonferenz mit größeren Staus rechnen. Grund sind inzwischen vier größere Kundgebungen in Göhren-Lebbin, wie die Versammlungsbehörde des Landkreises und die Polizei am Mittwoch erklärten. Ein Hauptthema der Agrarministerkonferenz, zu der am Donnerstag auch der Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) erwartet wird, sollen die Probleme der Milchbauern sein. Beschlüsse sollen erst am Freitag gefasst werden.

Video: Melken für den Weltmarkt - Milchexporte und ihre Folgen

Bauernverband und Bundesregierung haben nach dem Ende der Milchquote auf den Weltmarkt gesetzt. Nach einem Jahr ziehen viele jetzt eine katastrophale Bilanz – immer mehr Betriebe stehen vor dem finanziellen Ruin.


Milchschwemme ertränkt Landwirte

Heute beginnt im Hotel Fleesensee Göhren-Lebbin die Agrarministerkonferenz des Bundes und der Länder. Bauernverband und Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) in der hiesigen Region stehen Schulter an Schulter. Den meisten Milchbauern steht das Wasser bis zum Hals. Das Deutsche Milchkontor, die größte deutsche Molkerei, hat bereits angekündigt, dass der Milcherzeugerpreis, der gegenwärtig bei 23 Cent liegt, im Juni auf 21 Cent sinken wird. Helge Dieckmann vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter sieht die Lage sehr ernst. Fachleute schätzen, dass gegenwärtig 1500 Euro pro Kuh im Jahr an Verlusten eingefahren werden. 

Tüchener Bauer muss Milchkühe verkaufen

Nach mehr als 25 Jahren in der Milchviehhaltung muss Landwirt Peter Schröder aus Tüchen (Gemeinde Groß Pankow) die Notbremse treten: „Der Milchpreis ist einfach zu niedrig, wie mussten die Reißleine ziehen". 21 Cent gab es zuletzt noch für den Liter Milch. Bei weitem zu wenig, um damit die Kosten zu decken, von Gewinnen ganz zu schweigen. Die niedrigen Milchpreise sind nach Ansicht des Tücheners, der außerdem noch Ortsvorsteher seines Dorfes ist, vor allem eine Folge des Überangebotes. „Als die Milchquote angeschafft wurde, haben viele gejubelt Aber es war doch klar, dass viel mehr Milch auf den Markt gelangt, für die es aber nicht mehr Abnehmer gibt."

Dienstag, 12. April 2016

Milch aus Hessen für die Welt?

AGRAR Grüner EU-Abgeordneter Martin Häusling warnt vor Export um jeden Preis

Gibt es einen Trend zu immer größeren Betrieben?

Die Betriebsgröße ist nicht entscheidend. Bei 25 Cent pro Liter Milch kann ich auch mit 300 Kühen nichts verdienen. Entscheidend ist die Wertschöpfung. Bei einer mehr handwerklichen, regionalen Verarbeitung ist die Wertschöpfung, auch für den ländlichen Raum, doppelt so hoch.

Die Agrarpolitik ist immer im Gerede: Zu wenig Gewinn für die Bauern, Überproduktion, zu viel Chemie. Was ist das drängendste Problem?

Es gibt eine große ideologische Auseinandersetzung. Die Agrarpolitik ist am Weltmarkt ausgerichtet worden, und die Bauern haben mitgemacht. Es ging um Billigproduktion und Marktführerschaft im Export nach China und Russland. Diese Seifenblasen sind geplatzt. Es wartet auf dem Weltmarkt keiner auf hessische Milch!

Montag, 11. April 2016

Arla stärkt die Milchwerke

„Wir sind froh darüber einen Interessenten gefunden zu haben, der den Standort Kißlegg mit der Absicht erworben hat, dort auch weiterhin Käse zu produzieren", sagt Winfried Meier, der für Arlas Geschäfte in Deutschland verantwortlich zeichnet. Die Milch, die bisher in Kißlegg verarbeitet wurde, sowie die insgesamt leicht gestiegenen Milchmengen der Arla Lieferanten im Allgäu, werden jetzt an den Standorten Bad Wörishofen, Sonthofen und Wertach verarbeitet. Damit komme Arla seinem Ziel, die Auslastung der Werke voranzubringen, näher. Die Wiederbelebung der Regionalmarke Allgäuland laufe aktuell nach Plan, sagt van Loock. 

Sonntag, 10. April 2016

Sinkender Milchpreis: Bauern vor dem Ende

Es brennt auf den Höfen. Feuer ist das nicht, natürlich. Wenn Manfred Gilch von einem Brand auf den Bauernhöfen spricht, meint er es symbolisch. Und doch umschreibt es das, was in der Landwirtschaft passiert, am besten. Inzwischen spitzt sich die Situation dramatisch zu. Viele Bauern stehen vor dem Ende.

Backhaus bezieht Stellung zur Demo vor Ministerium und verkündet Soforthilfen

„Aus meiner Sicht ist die Krise auf dem Milch- aber auch auf dem Schweinemarkt die Größte seit der politischen Wende. Die Situation gibt Anlass zu allergrößter Besorgnis – das habe ich im Rahmen meiner Besuche in landwirtschaftlichen Betrieben und auf Versammlungen der Bauernverbände immer wieder eindringlich betont. Dass es wirklich ums Ganze geht, gilt auch deshalb, weil wir die Talsohle beim Milchpreis wohl noch nicht ganz erreicht haben. In enger Absprache mit dem Finanzministerium, Banken und dem Bauernverband wurden nun auch die Konditionen für Landesbürgschaften noch attraktiver gestaltet. „Mit dem Flächenrückkaufprogramm machen wir Landwirten mit Liquiditätsproblemen schon seit vielen Jahren ein Angebot, sich durch Verkauf und Rückkauf pfandfreier Flächen kurzfristig Liquidität zu sichern. Wer den hiesigen Bauern am Tag der Wahl ihrer neuen Verbandsspitze und am Tag ihrer 25jährigen Bestandsfeier die Bühne nimmt, der scheint in erster Linie an sich selbst zu denken, nicht an die Landwirte. Es sind die Leistungen des Bauernverbandes, die heute im Mittelpunkt stehen sollten, denn sie haben maßgeblich zur positiven Entwicklung der Landwirtschaft hier bei uns im Land beigetragen. 

Christian Schmidt: "Es ist einfach zu viel Milch auf dem Markt"

Im Moment liegen die Risi­ken, die den Milchpreis und die Ko­sten betreffen, alleine beim Erzeuger. Da müssen wir etwas ändern. Der Bauer als Erzeuger muss in der Wert­schöpfungskette bessergestellt wer­den. Das geht auch über eine Ver­schärfung des Verbotes von Verkäu­fen unter dem Einstandspreis. Lang­fristig sprechen die wachsende Welt­bevölkerung und neue kaufkräftige Märkte aber schon für eine Entspan­nung der Marktlage. Deswegen wür­de ich aktuell dringend empfehlen, mit großen Investitionen vorsichtig zu sein. Man muss einfach sagen: den Milchbauern geht es gerade echt schlecht. Keine Frage. Wir alle dür­fen aber bitte nicht glauben, dass der Staat alles zum Guten wenden kann. Der Markt muss funktionieren.

Landwirte fürchten ihren Ruin

„Freie Marktwirtschaft ist ja gut und schön; aber auch im Straßenverkehr – beispielsweise – müssen gewisse Regeln beachtet werden, damit nicht alles drunter und drüber geht." Der BDM habe hierzu ein „Krisenmanagement" entwickelt, das kein dauerhaftes Programm darstellen, sondern lediglich für den Zeitraum einer akuten Krise genutzt werden soll. Auch Willi Billau ließ Sympathie für das Konzept erkennen. Zwar gebe es in seinem Verband einzelne Landwirte, die mit der momentanen Situation gut klar kämen, aber der fast zwei Drittel seiner Bauern sei offensichtlich bereit, sich für ein europaweit geltendes Krisen-Instrument „Marktbeobachtung" einzusetzen. Eine Umfrage unter RBV- und MDM-Mitgliedern habe das bestätigt.

Bauernprotest: Gummistiefel gegen das Höfesterben

Mit leeren Gummistiefeln als Symbol für das Höfesterben haben Bauern in Schwerin eine Woche vor der Agrarministerkonferenz in Mecklenburg-Vorpommern für ein Umschalten in der Politik demonstriert. Ottmar Ilchmann ist aufgebracht: "Wir stehen nicht mehr vor einem Strukturwandel, sondern vor einem Strukturbruch". Es seien gerade die kleinen und mittelgroßen bäuerlichen Betriebe, die jetzt die Produktion aufgeben, so Ilchmann.

Freitag, 8. April 2016

Rohstoffwert Milch: Butter-Erlös sinkt um 40 Cent/kg

Im März ging es für den Rohstoffwert Milch weiter bergab. Er notierte nur noch bei 21,2 Cent je Kilogramm. Vor allem der Verwertungserlös für Butter verzeichnet hohe Abschläge. Für den Rohstoffwert Milch errechnete das ife Institut in den Segmenten Magermilchpulver und Butter für März so niedrige Werte wie seit Jahren nicht mehr: Der Durchschnittspreis für Magermilchpulver gab im März gegenüber dem Vormonat um vier Cent nach und liegt bei 149,0 Cent/kg. Für 1 kg Butter wurde im März mit 243,5 Cent/kg gegenüber dem Vormonat (283,0 Cent/kg) fast 40 Cent pro Kilo weniger erlöst.

Donnerstag, 7. April 2016

Video - Proteste von Milchbauern in Bolivien eskalieren

In Bolivien haben sich Milchbauern und die Polizei den zweiten Tag in Folge gewalttätige Auseinandersetzungen geliefert. Die Demonstranten blockierten eine Straße zu einer Molkerei, die peruanischen Investoren gehört. Die Investoren hatten angekündigt, künftig weniger für die Milch der Bauern zahlen zu wollen. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Straßenblockade aufzulösen. "Sie haben uns Anreize gegeben und gesagt produziert Milch, produziert mehr Milch. Und jetzt sagen sie uns in letzter Minute, dass sie die Milch nicht mehr kaufen wollen. 


Mittwoch, 6. April 2016

„Höchste Eisenbahn“ bei den Milchbauern

Kurz nachdem sich die Spitzen vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) und Landvolk in Ostfriesland erstmals zu einem Gespräch getroffen hatten, war auch dieser Abend dazu gedacht, dass die Lager miteinander statt übereinander sprechen. Diesmal stellten sich Justus Ackermann (Großoldendorf), Leeraner Kreislandwirt des Landvolks, sowie Ottmar Ilchmann (Klostermoor), langjähriger Kreisteamleiter des BDM und inzwischen Bundesvize der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der Diskussion. Fast 250 Zuhörer waren gekommen. 

Der Milchmarkt schreit nach Veränderungen

„Das Einzige was hilft, ist die Anpassung der Milchmenge an die Marktsituation!" so der Gründer und Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, Romuald Schaber.  Bereits 2014 hätten die EU-Staaten ihre Milchproduktion trotz stagnierender Absatzwerte um 6 Mio. Tonnen gesteigert. 2015 waren es zusätzliche 3,75 Mio. Tonnen. Dies führt zu einem globalen wie nationalen Preisdruck. „Nicht die fehlende Nachfrage ist das Problem, sondern die Überproduktion! Und Deutschland ist ganz vorne dabei, wenn es darum geht, den Markt zuzuschütten", nannte er das Kind beim Namen.

Nöte auch ohne Quote

Vor einem Jahr ist die Milchquote weggefallen. Die USA zeigen jedoch ein positives Beispiel, wie es funktionieren kann. Für einen „wachstumswilligen" Betrieb hat der Wegfall der Quote den Vorteil, dass keine zusätzliche Quote gekauft werden muss. „Manche Milchbauern haben sich auf Prophezeiungen sogenannter Experten und damit auf ständiges Wachstum verlassen. Die Prognosen sind so aber nicht eingetreten. Und die Leidtragenden sind die Bauern", ist Hans Bauer überzeugt. Der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, Romuald Schaber, plädiert für einen freiwilligen Lieferverzicht gegen Entschädigung und eine gleichzeitige, befristete Deckelung der Milchmenge. So könnte den Milchbauern geholfen werden. 

Freitag, 1. April 2016

IG Milch Demo in Wien: Auf der Suche nach Wegen aus der Krise

„Der Durst nach Überschüssen wird gelöscht!" Mit diesen Worten kommentierte IG Milch-Obmann das Überlaufen eines vor dem Raiffeisenhaus in Wien angelegten kleinen „Milchsees". Errichtet wurde dieser von etwas mehr als 50 Mitgliedern des Vereins der Rinder- und Grünlandbauern heute während einer Traktordemo durch die Bundeshauptstadt. Für Grünzweil und Mitstreiter steht fest, dass das Abschaffen der Milchquote zu einer vorhersehbaren Überproduktion geführt und die Milchpreise auf Talfahrt geschickt habe.

Video - Immer mehr geben auf

Nach Angaben des "Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Eifel" haben allein von März bis Oktober 2015 knapp 80 Bauern in der Eifel aufgehört, Milch zu produzieren. Nach Angaben vom Bundesverband der deutschen Milchbauern ist vor allem die Abschaffung der Milchquote vor einem Jahr Schuld am Preisverfall. Auch von der Landwirtschaftskammer im Land heißt es, dass immer mehr Milchbauern in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.